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SS-31 Peptid und möglicher Game Changer für deine Mitochondrien

Sebastian Dietrich
November 27, 2024
4 min

SS-31 Peptid und möglicher Game Changer für deine Mitochondrien

In der Welt der Gesundheitsforschung und Longevity Medizin hat das Peptid SS-31 in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Wenn du dich für Möglichkeiten interessierst, deine mitochondriale Gesundheit zu fördern, dann ist SS-31 ein hochinteressantes Thema. In diesem Artikel erfährst du, was genau es ist, wie es wirkt, und welche Ergebnisse die ersten Humanstudien zur Anwendung und Dosierung zeigen.

Peptid_SS-31_Mitochondrien
Peptid_SS-31_Mitochondrien

Entdeckung von SS-31

SS-31 (auch Elamipretide genannt) wurde von der Biochemikerin Hazel H. Szeto und ihrem Team (dazu zählte auch Peter Schilling) entdeckt. Daher auch der Name SS, der sich auf die Anfangsbuchstaben von Szeto und Schilling bezieht. Szeto, die an der Weill Cornell Medical College tätig ist, entwickelte das Peptid als Teil ihrer Forschung zur Verbesserung der Mitochondrienfunktion in den früher 2000er Jahren. Nachdem Szeto und ihr Team ursprünglich eigentlich nach einem Molekül forschen wollten, das im Gehirn an den Opiumrezeptor bindet und Schmerzen lindert, entdeckten sie, dass das ursprüngliche Molekül (SS-02) spezifisch die Mitochondrien anspricht. Ihr Ziel war es daraufhin, eine Verbindung zu finden, die die Mitochondrien vor oxidativem Stress schützt und gleichzeitig die zelluläre Energieproduktion optimiert. SS-31 (auch als Elamipretide bekannt) ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und zeigt vielversprechende Effekte in Bezug auf den Schutz und die Regeneration von Mitochondrien.

Was ist SS-31?

SS-31 ist ein synthetisches Tetrapeptid, das aus nur vier Aminosäuren besteht. Trotz seiner kleinen Größe hat es eine enorm potente Wirkung auf die Mitochondrien. Es wurde speziell so entworfen, dass es sich in die innere Mitochondrienmembran einfügen kann, wo es eine schützende Rolle für das Membranlipid Cardiolipin übernimmt. Cardiolipin ist ein Phospholipid und ist essentiell für die Stabilität und Funktion von Mitochondrien und wird durch oxidativen Stress geschädigt – ein zentraler Faktor bei vielen altersbedingten Krankheiten.

Wirkmechanismus von SS-31

SS-31 wirkt direkt in den Mitochondrien, indem es sich an Cardiolipin bindet und dessen Struktur stabilisiert. Dies verhindert, dass die Lipidmembran der Mitochondrien durch reaktive Sauerstoffspezies (ROS) geschädigt wird. ROS sind Nebenprodukte des normalen Zellstoffwechsels, die in großen Mengen Zellstrukturen schädigen können. Im Laufe des Alterns oder bei bestimmten Krankheiten wie Herzinsuffizienz und neurodegenerativen Erkrankungen wird die Produktion von ROS jedoch unkontrolliert erhöht. SS-31 gilt daher als vielversprechend, was die Behandlung mitochondrialer Dysfunktion angeht, die mit einer Vielzahl chronischer Erkrankungen, wie Diabetes 2, Kardiovaskuläre Erkrankungen, Alzheimer, Parkinson uvm. einhergeht. SS-31 verhindert zudem die mitochondriale Permeabilität, welche durch mitochondrialen Stress entsteht. Zum erweiterten Wirkspektrum zählt zudem seine antientzündliche Eigenschaft, wie durch die Inhibierung von NLRP3 als auch die Unterdrückung von IL-1β und die Vorbeugung mitochondrialer Hyperfission.  

SS-31 antioxidative Wirkung

SS-31 schützt die Mitochondrien durch zwei Hauptmechanismen:

1. Neutralisierung von ROS: Das Peptid wirkt als selektiver Radikalfänger. Mehr über selektive Radikalfänger kannst du in diesem Artikel nachlesen. SS-31 kann freie Radikale binden und unschädlich machen, bevor diese die Zellstruktur angreifen können. Es minimiert oxidative Schäden, ohne die normale physiologische Produktion von ROS komplett zu unterbinden. Das ist wichtig, weil niedrige ROS-Level für die Signalübertragung in der Zelle benötigt werden.

 

2. Förderung der ATP-Produktion: Durch die Stabilisierung der Mitochondrienmembran wird die Effizienz der ATP-Synthese erhöht. ATP ist das Molekül, das deine Zellen als Energiequelle verwenden. Eine erhöhte ATP-Produktion bedeutet, dass deine Zellen mehr Energie zur Verfügung haben, was sich besonders positiv auf die Muskelfunktion, Herzgesundheit und allgemeine Zellregeneration auswirkt.

Anwendung, Dosierung und Risiken

Die Anwendung von SS-31 wurde in verschiedenen Humanstudien untersucht, die sowohl gesunde ältere Menschen als auch Patienten mit chronischen Erkrankungen einschlossen. Eine der ersten größeren Studien wurde 2020 durchgeführt und zeigte, dass SS-31 bei älteren Menschen mit eingeschränkter Muskelkraft die mitochondriale Funktion verbesserte und die Muskelausdauer signifikant steigerte.

Dosierung von SS-31

Dosierung 1: In klinischen Studien wurde SS-31 in Dosierungen von etwa 0,25 mg/kg Körpergewicht bis 1,0 mg/kg Körpergewicht intravenös verabreicht. In einer Studie zur Herzinsuffizienz, bei der SS-31 über mehrere Wochen täglich verabreicht wurde, zeigten die Patienten Verbesserungen der Herzfunktion und Reduktionen von Herzinsuffizienz-Symptomen  . Nebenwirkungen waren dabei selten und mild, was die Verträglichkeit des Peptids unterstreicht.

Dosierung 2: Eine weitere Humanstudie untersuchte den Einfluss von SS-31 auf die Augengesundheit bei Patienten mit trockener altersbedingter Makuladegeneration (AMD). Hier wurde eine tägliche Dosis von 40 mg Elamipretide subkutan über einen Zeitraum von 12 Wochen verabreicht, was zu Verbesserungen in der Sehkraft und der Augengesundheit führte .

In der Biohackingwelt wird SS-31 subkutan täglich in einer Menge zw. vier und zwanzig mg eingenommen.

Risiken bei der Einnahme von SS-31

Die Risiken von SS-31 ist wie bei vieler anderer Peptide lediglich auf die Injektion beschränkt. So dass in Studienuntersuchungen lediglich Rötung an der Injektionsstelle und Schwindel und Kopfschmerzen beobachtet wurden.

Fazit

SS-31 ist ein spannendes Peptid, das die mitochondriale Gesundheit durch den Schutz vor oxidativem Stress und die Verbesserung der ATP-Produktion positiv beeinflusst. Die bisherigen Humanstudien zeigen vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung von altersbedingten Erkrankungen und mitochondrialer Dysfunktion. Auch wenn weitere Forschung notwendig ist, um das volle Potenzial und die Langzeitwirkung zu verstehen, ist SS-31 schon jetzt ein vielversprechender Kandidat für die Förderung deiner Gesundheit und Langlebigkeit.

Quellen:

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Campbell, M. D., Duan, J., Samuelson, A. T., et al. (2020). Improving mitochondrial function with elamipretide reduces the age-associated decline in muscle function and capacity. Journal of Gerontology: Series A, 75(10), 2024-2032. DOI: 10.1093/gerona/glaa145

Daubert, M. A., Yow, E., Dunn, G., & O’Connor, C. M. (2017). Novel mitochondrial-targeting peptide in heart failure treatment: A phase 2a trial evaluating the efficacy and safety of elamipretide. Circulation: Heart Failure, 10(10), e004389. DOI: 10.1161/CIRCHEARTFAILURE.116.004389

Szeto, H. H., & Schiller, P. W. (2011). Novel therapies targeting inner mitochondrial membrane—from discovery to clinical development. Pharmaceuticals, 4(4), 639-656. DOI: 10.3390/ph4040639

Karaa, A., Haas, R., Goldstein, A., Vockley, J., Cohen, B. H., & Garone, C. (2018). Randomized, placebo-controlled, double-blind study of elamipretide in patients with primary mitochondrial myopathy. JAMA Network Open, 1(3), e180701. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2018.0701

Zhu, Y., Luo, M., Bai, X., Li, J., Nie, P., Li, B., Luo, P., 2022. SS-31, a Mitochondria-Targeting Peptide, Ameliorates Kidney Disease. Oxid Med Cell Longev 2022, 1295509. https://doi.org/10.1155/2022/1295509