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Heilpflanzen, Ayahuasca, Magic Mushrooms und Kakao - Wirkungsweisen und Anwendung

Sebastian Dietrich
February 18, 2025

Heilpflanzen, wie Ayahuasca, Magic Mushrooms und auch Kakao gewinnen nicht nur in der spirituellen Welt immer mehr an Beliebtheit, sondern auch im Gesundheitswesen und in der Biohacking Welt, wo Microdosing von Pflanzenstoffen mittlerweile schon fast zum Alltag gehört. Wie diese Substanzen wirken und welche individuellen Erfahrungen ich damit machen durfte, möchte ich in diesem Artikel mit dir teilen.

Heilpflanzen

Der Einsatz von Heilpflanzen hat uns als Menschheit schon immer begleitet und war auch Jahrtausende lang unsere einzige „Heilkraft“. In so ziemlich jeder Region der Welt gab es Heiler, Schamanen, Curanderas oder Medizinmänner, die lokale Pflanzen als Heilmittel einsetzten. Ich finde v.a. die biochemische Wirkung vieler dieser Pflanzenstoffe faszinierend, was die Frage aufwirft, wie kann es nur sein, dass die Pflanzenwelt solch präzise Auswirkungen auf unseren menschlichen Organismus hat. „Irgendjemand“ muss sie uns doch „zur Verfügung“ gestellt haben? Was genau ich damit meine, wird weiter unten noch unter dem Punkt Ayauashca und ihre Zubereitung deutlich, denn ihre Wirkung entfaltet sich nur, wenn zwei bestimmte Pflanzen miteinander kombiniert und speziell aufbereitet werden. Wie konnte so etwas jemals Irgendjemand durch reines „ausprobieren" herausfinden?

Auch wenn wir beim Begriff der Pflanzenmedizin meistens in Richtung Peru, in Form der Schamanen und Curanderas denken und weniger nach Mitteleuropa, gab es doch sogar auch bei uns „Heiler“, bzw. Menschen, Schamanen und Ärzte, die Pflanzenstoffe zur Behandlung von Krankheiten einsetzten. Man denke hier in Deutschland nur an Hildegard von Bingen.

Ein entscheidender Wendepunkt für die Naturmedizin stellte allerdings der Flexner-Bericht von 1910 dar. Dieser veränderte nicht nur zur die Art und den Ablauf der medizinischen Ausbildung und Praktiken in Amerika, sondern seine Grundfeste verbreiteten sich anschließend über die ganze Welt und führte auch Großteils zum Ende der Naturheilkunde.

Abraham Flexner war Mitglied des sogenannten Hopkins-Kreises, der die Medizinwelt - insbesondere in den USA - revolutionieren wollte. Der Report sollte sämtliche medizinische Anwendungen unter die Lupe nehmen, um anschließend die eigenen Praktiken daran auszurichten und zu optimieren. Am Beispiel von Deutschland sollten neue medizinische Standards in Ausbildung und Forschung gesetzt werden, um dadurch die USA weltweit zum Vorreiter der Medizin zu machen.

Durch die Unterstützung des Hopkins-Kreises durch die „philanthropische“ Rockefeller Foundation, die bei genauerer Betrachtung ganz nicht so philanthropisch ist. Denn es war natürlich auch klar, dass Profit im eigentlichen Mittelpunkt stehen und Big-Pharma die Tür dadurch geöffnet werden sollte, indem ein direkter Zugang zu Ausbildungsinhalten und Forschung der Medizin an Universitäten ermöglicht wurde. Ab diesem Zeitpunkt galt die Naturheilkunde weltweit mehr oder weniger als Scharlatanerie. Der Rest dieses „genialen“ Imperiums ist Geschichte. Big-Pharma subventioniert Universitäten, inkl. deren Forschung an Medikamenten, Ärzte lernen Pharmakologie und werden nach ihrer Ausbildung in Seminare in attraktiven Konferenzzentren eingeladen, um „Credits“ zu sammeln, kostenlose Lachsbrötchen zu essen und sich vermeintlich fortzubilden. Hier werden dann wieder neue Medikamente vorgestellt, die dann den Patienten von Ärzten verschrieben werden, die nach 5 Minuten Behandlungszeit Rezept X für Symptom Y ausstellen.  

Heute im „Zeitalter des Erwachens“ erlebt die Naturheilkunde, sowie die Pflanzenmedizin aber wieder eine regelrechte Revolution. Das Interesse nach Alternativen zur klassischen Pharma-Medizin war wohl in den letzten 100 Jahren noch nie so stark wie heutzutage. Auch die Forschung zur Einnahme von Pflanzenmedizin, wie Psilocybin und Ayahuasca nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Insbesondere in Verbindung mit psychischen Erkrankungen gibt es mittlerweile eine Fülle an Studienergebnissen, die allerdings dem Vielfachen Einsatz und die immense Erfahrung von Naturheilkundlern und Heilern ihm Umgang mit Pflanzenmedizin noch bei weitem hinten an stehen.

Die Wirkung der meisten dieser Pflanzenstoffe erfolgt über die Serotoninrezeptoren, weshalb sie eben insbesondere bei psychischen Erkrankungen positive Auswirkungen haben. Nicht aber so Kakao. Kakao ist ein Herzöffner.

Kakao der Herzöffner

Kakao zählt ebenfalls zur Welt der Heilpflanzen, seine Wirkung ist jedoch eher sanft und keineswegs psychedelisch, auch wenn er die Eigenschaft mit sich bringt, das Bewusstsein erweitern zu können. Er wird traditionell in Zeremonien und Heilritualen eingesetzt, mit dem Hauptziel das Herz zu öffnen und Selbstliebe sowie emotionale Heilung zu unterstützen.

Meine Frau und ich starten seit Jahren schon unsere Wochenenden regelmäßig mit einem Kakaoritual, bei dem wir unsere Gefühle und Emotionen miteinander teilen und uns emotional verbinden. Der Kakao hilft uns dabei uns noch weiter für einander zu öffnen. Es ist ein wunderbarer Ausflug, raus aus dem Kopf und rein in die Emotionen und er stärkt unsere Beziehung ungemein. Hierbei darf alles stattfinden und man darf alles Alte loslassen.

Denn loslassen ist ein weiterer Aspekt, der durch den Konsum von Kakao unterstützt wird. Meist lassen wir alte Muster los, alte toxische Gedanken, Streits und alles was nicht länger dienlich ist. Daraufhin laden wir alles ein, was uns gut tut und unsere Visionen unterstützt, viel Gesundheit, Fülle im Allgemeinen, Spaß am Leben, finanzielle Fülle, Liebe, uvm.

Physiologische Auswirkungen von Kakao

Der Hauptwirkstoff, der Kakao zum Herzöffner macht ist das Xanthinalkaloid Theobromin. Es hat eine ähnliche Struktur, wie Koffein, wirkt allerdings weniger stimulierend als gefäßerweiternd, wodurch mehr Sauerstoff und Energie in die Zellen gelangen und der Blutdruck dadurch gesenkt wird. Nicht nur wirkt diese Mehrdurchblutung stimulierend auf das Herz, sondern auch der kardiale Effekt über die Aktivierung des Herzmuskels unterstützt hierbei.

Zudem fördert Kakao die Oxytocinproduktion, ein Hormon, das das Gefühl von Liebe und Verbundenheit stärkt. Sogar serotoninstimulierende Eigenschaften werden dem Kakao nachgesagt, denn er beinhaltet die Vorläuferaminosäure Tryptophan. Er reguliert dadurch sanft unser Stimmung, fördert die Entspannung und die emotionale Balance. In Kombination mit Theobromin entsteht eine offene, liebevolle Stimmung.

Ein weiterer Wirkstoff in Kakao ist Anandamid, das „Bliss-Molekül“. Es zählt zu den endogenen Cannabinoiden und fördert Euphorie und Wohlbefinden, indem es die Gefühlstiefe und die emotionale Öffnung verstärkt. Zudem wird dadurch Theobromin langsamer abgebaut, was zu längeren Glücksgefühlen und viel Liebe führt.  

Zudem ist Kakao reich an Antioxidantien und schützt daher vor freien Radikalen und Zellschäden. Häufig dient Kakao auch als Begleiter von anderen Heilpflanzen, wie Ayauashca oder auch Rapé („schamanischer Schnupftabak") und Tabak.

Anwendung von Kakao

Kakao wird in der Regel in einer Zeremonie oder in einem Ritual eingenommen. In einer schamanischen Zeremonie werden circa 25-50g purer Rohkakao in Wasser aufgelöst getrunken. In traditionellen Zeremonien wird allerdings auch gerne mehr getrunken.

Verfeinert wird der Kakao meist nur mit Gewürzen, wir nehmen  z.B. Kardamom, Chili und Zimt. Dabei kann man gerne eine Intention setzen, die man durch das Ritual und den Kakao ergründen möchte. Entweder begleitet von Atemübungen, Loslassritualen, Verbrennen zur Kräutern oder Pflanzen, Visualisierungen und Meditationen darf alles sein. Durch Singen, Mantras und Tanzen lässt sich die Wirkung von Kakao noch intensivieren.

In einer meiner spannendsten Kakaozeremonien, die ich vor ein paar Jahren mal mit einem guatemaltekischen Schamanen mitmachen durfte, haben wir zudem reinen guatemaltekischen Tabak geraucht. Die Zeremonie war schwer beeindruckend und dauerte circa 6 Stunden. Die Heilkraft von Kakao ist wirklich sanft aber stark wirksam. Vor allem was die Stärkung der Emotionskörpers angeht. Ich möchte mein wöchentliches Kakaoritual mit meiner Frau wirklich nicht mehr missen.

Kakaozeremonie

Magic Mushrooms

Mushrooms bzw. Pilze zählen wohl zu den bekanntesten Heilpflanzen überhaupt, v.a. da sie mittlerweile schon sehr erfolgreich gegen psychische Probleme, wie Depressionen, Angstzustände, Psychosen u.a. eingesetzt werden. Auch aber, weil sie in Form von Micro Dosing schon für die genannten gesundheitlichen Anliegen erfolgreiche Auswirkungen zeigen, ohne durch höhere Dosen auch andere Symptome auszulösen. Die Rolle von Pilzen in der Natur finde ich ohnehin sehr spannend, da sie wohl als ein Kommunikationssystem für die Pflanzen- und Baumwelt dient. Ich empfehle dazu die Arbeit rundum Dr. Erwin Thoma (Mondholz).

Die meisten dieser Zauberpilze beinhalten den Wirkstoff Psilocybin und gehören zu den stärksten Psychedelika. Psilocybin (inaktiv, wird erst im Körper aktiviert) und vor allem der aktive Wirkstoff Psilocin wirken ähnlich wie LSD und DMT (s. unter Ayauashca). Ingesamt sind mittlerweile über 200 unterschiedliche Arten von psilocybinhaltigen Magic Mushrooms bekannt, die sich in ihrer Potenz und Wirkung unterscheiden. Einer der bekanntesten Mushroomarten ist der „Golden-Teacher“ (Psilocybe Cubensis), der mit einem 0,5-1 Prozent Psilocybin-Gehalt eher sanfter wirkt, vor allem im Vergleich zu den stärkeren „Flying Saucer Mushroooms“ (Psilocybe Azurescens), die bis zu 2,5 Prozent Psilocybin beinhalten.

Neben den psylocibinhaltigen Mushrooms gibt es aber auch noch andere Magic Mushrooms, wie unseren heimischen Fliegenpilz (Amanita Muscaria), der anstatt Psylocibin Muscimol beinhaltet, das ein GABA-Antagonist ist und daher entspannend, hypnotisch und trauminduzierend wirkt.

Physiologische Auswirkungen

Die physiologische Wirkung der Mushrooms geht hauptsächlich auf die vier Alkaloide Psilocybin, Psilocin und Baeocystin sowie Norbaeocystin (weniger erforscht, aber auch psychoaktiv) zurück. Das inaktive Psylocibin wird im Körper in Psilocin umgewandelt und interagiert mit dem Serotoninrezeptoren und beeinflusst verschiedene weitere Neurotransmittersysteme.

Das Serotonin System

Die Hauptwirkung erfolg über das Serotonin System (v.a. über die 5-HT-Rezeptoren), unserem Wohlfühlneurotransmitter. Aus diesem Grund, werden Mushrooms mittlerweile auch bei psychischen Erkrankungen einsetzt.  Das Serotoninsystem ist jedoch komplex und am Wirkspektrum sind unterschiedliche Rezeptoren mit unterschiedlichen Eigenschaften und Auswirkungen beteiligt.

  • 5-HT2A Rezeptor

Der Hauptmechanismus erfolg über den 5-HT2A Rezeptor. Aktivität an diesem Rezeptor fördert die neuronale Kommunikation (insbesondre im präfrontalen Kortex) und die Neuroplastizität, also die Förderung neuronaler Verbindungen.

Zudem wird dadurch die visuelle Wahrnehmung verstärkt (da sich 5-HT2A Rezeptoren auch in der Sehrinde befinden). Es kommt zur geometrischen Mustererkennung sowie zu „spirituellen Einsichten“, z.B. der Glaube an etwas Höheres, wie „Gott“ oder dem Universum (nicht zu verwechseln mit Religion). Die Aktivierung von 5-HT2A Rezeptoren führt ausserdem zu einer veränderten Realitätserfahrung und zur Auflösung des Egos, indem es zu einer Dissoziation des „Default Mode Networks (DMN)“ kommt.

Das DMN ist ein Gehirnnetzwerk, das mit Selbstbewusstsein, Erinnerungen und Ich-Gefühl verbunden ist. DMT verringert die Aktivität des DMN, was zu Ego-Auflösung ("Ego-Death") führen kann. Es kann deshalb vorkommen, dass man sich selbst eben als weniger „wichtig“ wahrnimmt und seinen Stellenwert durch Einheit und Verbundenheit im großen Ganzen, im Universum, erkennt.

Es unterstützt das Aufbrechen eingefahrener Denkmuster und führt zu Erkenntnissen über sich selbst und die Welt und zu Intensiven spirituellen Erfahrungen im Allgemeinen.

  • 5-HT1A Rezeptor

Der 5-HT1A Rezeptor hingegen sorgt für ein beruhigende, meditative und introspektive Effekte. Er steht für emotionale Offenheit und Achtsamkeit. Die Aktivität dieses Rezeptors ist wohl v.a. für die antidepressive Wirkung verantwortlich.

  • 5-HT2C Rezeptor

Das Wirkspektrum dieses Rezeptors ist eine Art Kombination aus den zwei eben beschriebenen. Er ist verantwortlich für intensive Emotionen, der Stimmungsregulation und Angstdämpfung sowie der spirituellen Tiefenerfahrung.  

Das Dopamin System

Auch wenn die Hauptwirkung über das Serotoninsystem erfolgt, ist, auch wenn weniger bekannt, das Dopaminsystem am Wirkspektrum beteiligt, wodurch es meist zu Euphorie und Glücksgefühlen kommt.

D1 und D2 Rezeptoren

Über die Aktivität von D1 und D2-Rezeptoren kommt es zu einer Verstärkung von Motivation und Freude von neuen Erkenntnissen. Therapeutisch kann dies positiv gegen Depressionen und Suchtverhalten wirken. (Natürlich aber sollte man immer dabei in Betracht ziehen, dass man auch nicht zu viel Dopamin produzieren möchte, da dies ebenfalls negative Auswirkungen haben kann. Mehr dazu in meinem Artikel über Kaffee und Neurotransmitter). Die die Wirkung von Mushrooms an den Dopaminrezeptoren aber eher sanft ist und die Serotoninwirkung um so stärker, sind allgemein wenig bis keine negativen Auswirkungen durch die Dopaminstimulation begannt.  

Weitere neurologische Auswirkungen

Zu den weniger bekannten Auswirkungen zählen die Aktivierung des Neurotransmitters Glutamat, was zu einer Verbesserung der Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen führen kann. Und auch zur Freisetzung von BDNF, ein neurotropischer Faktor, der neuronales Wachstum fördert, als auch die kognitive Flexibilität. Er ist also Wichtig für Erinnerungs- und Lernvermögen.  

Ingesamt hilft Psilocybin dadurch eingefahrene Denkmuster aufzulösen und neue Perspektiven und tiefere Einsichten zu gewinnen.

Anwendung von Mushrooms

Die Anwendung von Mushrooms und Psilocybin kann sehr unterschiedlich ausfallen. Es gibt nicht das Eine Rezept. Es kann z.B. in Form von nassen oder getrockneten Pilzen, in Pulverform, als Tee oder sogar in einer Weitererarbeitung zu Schokolade eingenommen werden.

Die Einnahme sollte unbedingt in einer sicheren Umgebung stattfinden, vorzugsweise mit einem erfahrenen Schamanen bei einem Ritual und mit einer persönlichen Intention. Was will ich mit der Einnahme erreichen? Diese spirituelle Reis sollte man auch unbedingt lange vorab vorbereiten. Z.B. doch die richtige Ernährung, Meditation und anderen Lifestyle Vorbereitungen.  

Die Dosierung reicht von Micro-Dosing (ca. 250mcg), was eher die antidepressive Wirkung von Psilocybin unterstreichen soll, sowie kreative Prozesse. Ich selbst habe beim Micro-Dosing allerdings noch keine positiven Auswirkungen feststellen können. Möglicherweise, weil ich keine Depressionen oder andere psychologischen Probleme habe. Erst beim Macro-Dosing (1-5g) erlebt man allerdings das erweiterte Wirkspektrum sowie spirituelle Erfahrungen. Die Wirkung kann von Pilz zu Pilz unterschiedlich sein. Jedoch startet die Wirkung meist circa nach 30 Minuten. manchmal begleitet von kribbeln in den Beinen, starker Euphorie und visuellen Effekten. Bei höheren Dosen kann auch Übelkeit auftreten und eine Dissoziation des Körpers, bis hin zur Bewegungsunfähigkeit.

Ayahuasca

Ayahuasca ist ein traditionelles Gebräu aus dem Amazonasgebiet, das aus einer Kombination von zwei Hauptpflanzen besteht. Es ist kein Pilz, sondern eine Kombination aus Chacruna Blättern (Psychotria Viridis) und der Liane Banisteriopsis Caapi. In Südamerika wird meist die Liane selbst als Ayahuasca bezeichnet. Dabei dienen die Blätter als DMT-Quelle und die Liane als MAO-Hemmer. Nur die Kombination beider Pflanzen lässt sich die Wirkung bei Menschen hervorrufen, was mich schon seit langem zu der Überlegung und Frage  bringt, wie kann überhaupt Irgendjemand darauf kommen, dieses Gebräu zu entdecken? Die Liane selbst hat keine Wirkung, auch die Blätter haben keine Wirkung. Wie kann es also sein, dass Irgendjemand darauf gekommen ist, aus 1000en unterschiedlichen Pflanzen, genau diese zwei miteinander zu kombinieren? Sie gemeinsam über 15 Stunden lang auszukochen und dann einzunehmen? So wird allerdings den Schamanen nachgesagt, dass sie in  der Lage sind, mit „Gott“ (ohne Religion) bzw. mit den „Spirits“ Kontakt aufzunehmen und mit ihnen zu kommunizieren. Haben sie dadurch die Rezeptur erfahren? Wir werden es wohl nie erfahren.

Der Schamane, bei dem ich selbst zwei Ayahuasca Zeremonien im Amazonas beiwohnen durfte, war wirklich ein sehr erfahrender Heiler, auch im Umgang mit anderen Heilpflanzen. Einmal hat er während unseres Frühstücks an der Zubereitung einer anderen Heilpflanze gearbeitet, die er nutze, um bei einem seiner Kunden/Patienten negative Energien zu lösen. Er war wohl geplagt von stets Negativem. Es selbst hatte mit 10 Jahren zum erstem Mal an einer Ayahuasca Zeremonie teilgenommen, um sein Schamanentraining zu beginnen. Seither konsumiert er Ayahuasca wöchentlich, teilweise sogar mehrmals, da auch der Schamane meist in der gleichen Energie sein sollte, wie die Teilnehmer einer Zeremonie. Im Alter von 68 Jahren sagte er, Ayahuasca ist besser als Viagra, da er mit seiner Frau immer noch aktiv ist.

Physiologische Auswirkungen

Die physiologischen Auswirkungen decken sich in etwa mit denen von Psilocybin, wenn auch die Wirkung etwas stärker ist, abhängig natürlich von der Dosierung. Die Wirkung geht allerdings auf DMT (Dimethyltryptamin) zurück, nicht auf Psilocybin. Da DMT durch die orale Einnahme aber im Verdauungstrakt durch da Enzym MAO abgebaut wird, benötigt es zudem einen MAO-Hemmer. Daher die Kombination beider Heilpflanzen.

Banisteriopsis Caapi – Die Liane der Geister (wird in Südamerika häufig selbst als Ayahuasca bezeichnet)

Die Liane enthält eine hohe Konzentration an β-Carbolinen, die als Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) wirken. Die β-Carboline (Harmalin, THH) hemmen das Enzym Monoaminoxidase-A (MAO-A). Ohne diese Hemmung würde das DMT im Magen sofort abgebaut und wäre nicht psychoaktiv.

Die wichtigsten Alkaloide sind:

  • Harmalin – Potenter reversibler MAO-Hemmer mit psychoaktiven Eigenschaften.
  • Harmalol – Verstärkt die psychedelische Wirkung und hat antidepressive Effekte.
  • Harman – Interagiert mit Dopamin- und Serotonin-Rezeptoren.
  • Tetrahydroharmine (THH) – Verstärkt die serotonerge Wirkung, erhöht die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt (ähnlich Antidepressiva) und verlängert die Effekte von DMT.

Wirkung von Banisteriopsis Caapi:

  • MAO-Hemmung: Diese sorgt dafür, dass das DMT aus der zweiten Pflanze nicht im Magen abgebaut wird und ins Gehirn gelangt.
  • Eigenständig leicht psychoaktiv: Auch ohne DMT kann Banisteriopsis Caapi Bewusstseinserweiterungen, Visionen und eine meditative Wirkung erzeugen.
  • Beruhigend & antidepressiv: Harmalin und THH haben nachweislich antidepressive Eigenschaften und fördern Neuroplastizität.
  • Neuroprotektiv: Es gibt Hinweise, dass β-Carboline Nervenzellen schützen und die kognitive Funktion verbessern können.

Psychotria Viridis (Chacruna) – Die DMT-Quelle

Wichtige Inhaltsstoffe:

  • N,N-Dimethyltryptamin (DMT) – Starke psychedelische Substanz, die an Serotonin-Rezeptoren bindet.
  • Weitere Alkaloide: Spuren anderer psychoaktiver Stoffe, die die Wirkung modulieren können.

Wirkung von DMT in der Kombination mit MAO-Hemmern:

  • Starke psychedelische Effekte: Intensive Visionen, veränderte Wahrnehmung von Zeit und Raum.
  • Bewusstseinsveränderung: Ego-Auflösung, tiefere Einsicht in persönliche und spirituelle Themen (Durch die Dissoziation des „Default Mode Networks (DMN), siehe mehr unter Mushrooms oben).
  • Verstärkte Serotonin-Freisetzung: Gefühl von Glück, Liebe und spiritueller Verbundenheit.
  • Aktivierung des präfrontalen Cortex: Fördert introspektive Gedanken und emotionale Verarbeitung.

Psychedelische Wirkung

Die Psychedelische Wirkung ist primär auf die Wirkung unterschiedlicher Areale und Rezeptoren (5-HT2A, 5-HT2C, 5-HT2A, D1 und D2, Glutamat-System) im Gehirn zurückzuführen (siehe mehr dazu unter Mushrooms oben). Zudem bewirkt DMT eine NMDA-Modulation (ähnliche zum Wirkspektrum von Ketamin), das ebenfalls antidepressiv und bewusstseinsverändernd wirkt.

Anwendung von Ayahuasca

Die Anwendung von Ayahuasca ist nicht für den Heimgebrauch gedacht. Es sollte unbedingt in einem zeremoniellen Rahmen unter der Leitung eines Schamanen eingenommen werden und begleitet von einer persönlichen Intention. Hierbei gilt es irgendwelche übergeordneten spirituellen Blockaden aufzulösen und Erfahrungen zu sammeln.

Bei einer Ayahuasca Zeremonie wird dann meist nach der Einnahme in vollständiger Dunkelheit schamanische Musik und Gesang ausgeübt, um die Wirkung der Heilpflanze zu unterstützen. Nach circa 30-45 Minuten setzt dann die Wirkung ein. Es kommt sehr häufig zu starker Übelkeit, Erbrechen und Würgen. Das Würgen ist laut den Schamanen wichtig zur Selbstreinigung, da sich in den Organen und speziell in der Galle viele Toxine und auch Traumata festsetzen. Auch starke visuellen Effekte, wie die Wahrnehmung von geometrischen Objekten, grellen und bunten Farben und auch das Verlassen der Körpers und der Übergang in eine höhere spirituelle Ebene treten ein. Aus dieser Dissoziation ergeben sich dann häufig spirituelle Erkenntnisse.

Nach circa drei Stunden ist dann die eigentliche Zeremonie zu Ende. Die Wirkung allerdings noch lange nicht. Nach circa sechs Stunden klingt die Wirkung dann langsam ab und man fühlt sich, als ob man gestorben ist. Sehr häufig finden im Anschluss (am nächsten Abend) dann direkt die zweite und am darauf folgenden Abend eine weitere, eine dritte Zeremonie statt. Begleitet von extremen Schlafmangel und einem fastenähnlichen (Scheinfasten) Zustand geht der Körper dabei wirklich an seine Grenzen. Anschließend benötig man Zeit zur Integration. Meditation und Reflexion ist super wichtig im Anschluss, um all die Information zu verarbeiten. Ich hatte übrigens in meiner ersten richtigen Nacht nach den Zeremonien fünfeinhalb Stunden REM-Schlafphase. Mein Gehirn hatte wohl ein paar Gedanken zu konsolidieren;)

Fazit

Die Pflanzenwelt bietet wirklich ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten. In diesem Artikel bin ich auch lediglich auf drei Heilpflanzen eingegangen, während aber wahrscheinlich hunderte, wenn nicht gar 1000e Heilpflanzen existieren, mit vielen unterschiedlichen Wirkungen. Der Einsatz von Heilpflanzen, sollte definitiv nicht unterschätzt werden, sie sind sehr mächtig und sie sollten unbedingt mit Bedacht eingenommen werden und nicht als Freitzeitdroge. Man sollte immer auch bedenken, dass es auch Interaktionen mit anderen Medikamenten gibt, die eben an den oben genanten Rezeptoren wirken.

Vor allem aber sollte die Einnahme unter Aufsicht und mit einer klaren Intention erfolgen, warum mache ich das Ganze? Ich habe irgendwann einmal jemanden sagen hören: „Höhere Positionen in Wirtschaft und Politik sollten nicht an Personen vergeben werden, wenn sie nicht mindestens eine spirituelle Erfahrung mit Heilpflanzen gemacht haben“. Ich kann diese Aussage definitiv nachvollziehen, bin aber der Meinung, dass man diese spirituellen Einsichten und Persönlichkeitsentwicklung auch ohne Heilpflanzen, dafür aber durch Achtsamkeit, Atemübungen und anderen spirituellen Praktiken erreichen kann.